Durch Heimarbeit zur Selbstständigkeit

Den Traum von der Selbständigkeit haben viele. Doch ein Traum alleine reicht nicht aus – bei Weitem nicht! Es gehören auch ein Plan, eine Idee, Motivation und eine gewisse Portion Mut dazu, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. „Aber doch nicht in Heimarbeit!“ wird jetzt der eine oder andere denken. Oh doch, ganz besonders in Heimarbeit! Ja, die Kosten sind niedrig, keine zusätzliche Miete, kein Arbeitsweg, keine teuren Maschinen. Aber der unterschätzte Zeitfresser ist in Heimarbeit besonders groß: die Ablenkung! Mal eben hier ein wenig putzen, da ein Pläuschchen mit den Nachbarn und wenn der Kühlschrank leer ist, wird mal eben eingekauft, und dann vielleicht noch ein bisschen geshoppt, Wäsche waschen und und und. Ehe man sich versieht, ist der Tag vorbei und man ist zu nichts gekommen.

Aber es kann auch anders laufen. Voraussetzung: Motivation, Organisation und Struktur. Vor allem aber die Kraft, all den Ablenkungen Tag für Tag widerstehen zu können.

Mit ein wenig Stolz möchte ich nun erwähnen, dass ich es geschafft habe. Als Angestellter fristete ich mein Dasein und war nicht glücklich. Geld kam rein, aber in der Relation zu den Nachteilen, die ein Angestelltenverhältnis für mich (nicht allgemein!) hat, viel zu wenig. Also wagte ich den Schritt. Ehrlich gesagt, ohne Plan und ohne Organisation, dafür aber mit umso mehr Mut, Willensstärke und tausenden Ideen. Gut, die meisten davon habe ich wieder aufgegeben, denn ich habe gemerkt, dass die Konzentration auf eine gute Idee mehr wert ist als die lapidare Durchführung von 100 passablen Ideen.

Was also tat ich? Ich kann schreiben. Also so richtig, meine ich. Buchstaben aneinanderreihen, Wörter bilden, die dann im Gesamtpaket tolle Texte ergeben. Das war also meine Idee, auf die ich mich konzentrierte. Ich informierte mich nicht, sprang ins kalte Wasser, das im österreichischen Winter nicht kälter sein konnte. Ich traf auf Leute, die mir Dinge erklärten, was ich alles brauche (Steuernummer, Gewerbeschein, Webseite, etc.) und die mir wirklich aus ehrlichem Gedanken heraus zur Seite standen. Ich traf auch auf Leute, die mich ausnutzten, die mich nicht bezahlten, die versuchten, mir meine Selbständigkeit kaputt zu machen (oder zu reden). Ich ließ mich nicht unterkriegen! Ich stand morgens auf, sah in meinen inzwischen gut strukturierten und organisierten Terminplaner, was für den jeweiligen Tag anstand und arbeitete die Dinge eines nach dem anderen ab. Auch die Akquisezeiten, die Zeit, die ich für die Gewinnung von neuen Kundenaufbringen musste, notierte ich mir als Termin in meinem Kalender – und ich hielt mich dran. Jeden einzelnen Tag machte ich eine Auflistung der Dinge, die am nächsten Tag erledigen zu waren. Mein ehemaliger Chef wäre begeistert von so viel Organisation und Struktur gewesen, kannte er mich doch nur als chaotischen Sesselpupser. Dank der Heimarbeit, die als Journalist durchaus möglich und dank diverser Außeneinsätze und vor Ort Berichte sehr abwechslungsreich gestaltet ist, habe ich den Weg in die Selbständigkeit geschafft.

Mein Weg mit der Heimarbeit in die Selbständigkeit:

1. Ich war unglücklich in meiner Festanstellung, wollte mein eigenes Ding machen.

2. Ich habe mich selber gesucht: was kann ich wirklich gut? Was macht mir Spaß?

3. Ich habe das Schreiben für mich gefunden.

4. Ich habe mich auf dem Markt umgesehen, geschaut, was alles angeboten wird, zu welchen Preisen es angeboten wird und was nachgefragt, aber eben noch nicht angeboten wird.

5. Ich habe mich spezialisiert. Ich habe eben diese Nachfrage ohne übersättigtes Angebot genommen, habe mich in diesem Bereich belesen und informiert, bis ich alles wusste.

6. Dann ließ ich eine Webseite erstellen. Außer meinem Angebot finden Sie nichts darauf.

7. Ich habe akquiriert. Und akquiriert. Und akquiriert. Und wenn ich nicht akquiriert habe, dann habe ich potentielle Kunden gesucht, die ich später akquirieren könnte. Ich habe mir einen Kundenstamm aufgebaut, der genau die Texte suchte, die ich verfassen konnte.

8. Ich ging jeden Morgen diszipliniert von meinem Bett ins Badezimmer, habe meine Morgentoilette samt Rasur durchgeführt, ging zum Kleiderschrank, zog einen Anzug (aber keine Krawatte) an und setze mich mit meinem Kaffee an den Schreibtisch in meinem eigens dafür eingerichteten Arbeitszimmer. Ich fuhr den Rechner hoch und akquirierte und schrieb und telefonierte was das Zeug hielt.

9. Ich betrieb Stammkundenpflege, gratulierte zu Geburtstagen, schickte Weihnachtskarten und merkte mir die Dinge, die mir erzählt wurden.

10. Jetzt bin ich sehr erfolgreich mit meiner Selbständigkeit in Heimarbeit. Ich schreibe immer noch viel, doch akquirieren muss ich nicht mehr – die Kunden kommen zu mir!